Gebrauchswert und Wert

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|49|Der Reichtum1 der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung, die einzelne Ware als seine Elementarform.

1 Die Waren dienen der Befriedigung von Bedürfnissen. Daher ist es angebracht, den Reichtum über die Summe der befriedigten Bedürfnisse zu messen. Reichtum ist somit der Quotienten aus Anzahl der befriedigten Bedürfnisse zur Anzahl aller Bedürfnisse (befriedigte plus unbefriedigte): r= nb/(nb+nu). Sind alle Bedürfnisse befriedigt, ist der Quotient = 1, und man ist reich. Ist keines der Bedürfnis befriedigt, ist der Quotient = 0, da nb = 0, und man ist arm. nb = Anzahl der befriedigten Bedürfnisse, nu = Anzahl der unbefriedigten Bedürfnisse, r = Reichtum (einheitenloser Quotient)

Die Ware1 ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt.

1 Eine Ware ist ein Produkt, was gegen ein anderes Produkt getauscht wird. Zwei Produkte P1 und P2 werden also im Moment des Austausches zu den Waren W1 und W2. Nach dem Tausch fallen sie in ihren Produktstatus zurück. Der Austausch zweier Produkte P1 und P2 zwischen den beiden Personen A und B wird mit P1 D P2 symbolisiert, wobei A Besitzer von P1 und B Besitzer von P2 vor dem Austausch ist. Nach dem Austausch ist A Besitzer von P2 und B Besitzer von P1.

Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel.

Verlangen schließt Bedürfnis ein; es ist der Appetit des Geistes, und so natürlich wie Hunger für den Körper … die meisten (Dinge) haben ihren Wert1 daher, daß sie Bedürfnisse des Geistes befriedigen.Nicholas Barbon, „A Discourse on coining the new money lighter. In answer to Mr. Locke’s Considerations etc.“, London 1696, p. 2, 3.

1 Barbon meint den Gebrauchswert

Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen |50|Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat.

Dinge haben einen intrinsick vertue“ (dies bei Barbon die spezifische Bezeichnung für Gebrauchswert), „der überall gleich ist1, so wie der des Magnets, Eisen anzuziehen“ (l.c.p. 6). Die Eigenschaft des Magnets, Eisen anzuziehn, wurde erst nützlich, sobald man vermittelst derselben die magnetische Polarität entdeckt hatte.

1 Der Gebrauchswert ist eine personenbezogene und tensorielle Größe. Ob eine Sache für eine Person einen Gebrauchswert hat, hängt davon ab, ob es in der Lage ist, eines der persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Der Gebrauchswert ein und derselben Sache kann für zwei verschiedene Personen durchaus unterschiedlich sein. Barbon verwechselt des weiteren Eigenschaft mit Gebrauchswert. Die Eigenschaft des Magneten, Eisen anzuziehen, muß nicht zwangsläufig ein menschliches Bedürfnis befriedigen.

So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge.1 Die Verschiedenheit der Warenmaße2 entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention.

1 Unter Quantität wird im Allgemeinen „die Anzahl von Stoffen oder Objekten“ verstanden, z.B. 10 Bücher. Die „Quantität der nützlichen Dinge“ ist dann die Anzahl nützlicher Dinge. Was Marx unter „gesellschaftliches Maß“ für die Nützlichkeit versteht, läßt er in diesem Satz offen.

2 Marx meint mit Warenmaß z.B. 10 kg Kartoffeln, 500 g Kaffee, 1 Liter Bier, 100 m Zaunsfelder, 10 m² Fließen, 6.000 m³ Flüssiggas, 1 Stunde Taxifahrt, … Bei Kartoffeln, Kaffee, Bier, Zaunsfelder, Fließen, Flüssiggas, etc pp handelt es sich um verschiedene stoffliche Mengen, bei Taxifahrt um eine Dienstleistung. Bei Masse, Volumen, Länge, Fläche, Zeitdauer um Eigenschaften, welche diese Mengen haben.

Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert1.

1 Gebrauchswert wird hier für eine Sache oder einen Gegenstand verwendet, da es sich in dem Satz auf „Dings“ bezieht. Der Gebrauchswert ist aber eine Größe und kann deshalb kein Gegenstand sein.

„Der natürliche worth jedes Dinges besteht in seiner Eignung, die notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen oder den Annehmlichkeiten des menschlichen Lebens zu dienen.“ John Locke: Some Considerations on the Consequences of the Lowering of Interest, 1691, in Works, edit. Lond. 1777, v. II, p. 28. Im 17. Jahrhundert finden wir noch häufig bei englischen Schriftstellen „Worth“ für Gebrauchswert und „Value“ für Tauschwert, ganz im Geist einer Sprache, die es liebt, die unmittelbare Sache germanisch und die reflektierte Sache romanisch auszudrücken.

Anmerkung: Gebrauchswert und Tauschwert sind 2 verschiedene Größen, wie z.B. Masse und Beschleunigung.

Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung Produktion seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeitszeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde. In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht die fictio juris, daß jeder Mensch als Warenkäufer eine enzyklopädische Warenkenntnis besitzt.

Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des – Tauschwerts.

Definition 1: Der Tauschwert einer Ware ist der Produktwert der anderen Ware: τ1=p2 und τ2=p1. Der Produktwert wurde von Marx bis zu dieser Seite aber noch nicht eingeführt.

Der Wert besteht in dem Tauschverhältnis, das zwischen einem Ding und einem anderen, zwischen der Menge eines Erzeugnisses und der eines anderen besteht.Le Trosne, „De l’Intérêt Social“, [in] „Physiocrates“, éd. Daire, Paris 1846, p. 889

Die Aussage müßte korrekterweise lauten: Der Tauschwert einer Ware W1 besteht in dem Produktwert der Ware W2, oder τ1 := p2 und τ2 := p1.

„Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen1, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt2. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives3, ein der Ware innerlicher, immanenter4 Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto.“ KM1, S.49

1 Marx verwendet das Wort Gebrauchswert hier wieder im Sinne von Gegenständen (realen Mengen), die gegeneinander getauscht werden, wie z.B. 5 kg Kartoffeln D 3 Stück Kuchen. Mit Mengen unterschiedlicher Einheit kann man aber kein quantitatives Verhältnis (Quotienten) bilden, da sie inkommensurabel und somit nicht dividierbar sind.

2 Der Tauschwert einer Ware W1 besteht als Relation (Beziehung) zum Produktwert einer anderen Ware W2: τ1=p2 und τ2=p1. Da diese Beziehungen nur im Moment des Austausches W1DW2 bestehen und ausschließlich von den Produktwerten der getauschten Warenmengen abhängen, die von Zeit und Ort verschieden sein können, hat Marx hier recht.

3 Zufällig deswegen, da es reiner Zufall ist, welche Warenmengen A und B gegeneinander tauschen und Relativ deswegen, weil die Tauschwerte von W1 und W2 in Relation zu p1 und p2 stehen.

4 Der Tauschwert ist keine innerliche, immanente Größe, sonder existiert nur in Beziehung zum Produktwert einer anderen Ware. Der Produktwert einer Ware ist dagegen eine innerliche, immanente Größe.

|51| „Nichts kann einen inneren Tauschwert haben1 N. Barbon, l.c.p. 6, oder

„Der Wert2 eines Dings ist grade so viel, wie es einbringen wird.“ Butler

1 siehe Kommentar 4 voriger Absatz

2 Wenn Butler mit Wert den Tauschwert meinen würde, hätte er recht gehabt. Der Tauschwert von W1 ist der Produktwert von W2.

Betrachten wir die Sache näher. Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen.1 Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen.2 Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen y Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein.3 Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus.4 Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die Erscheinungsform eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.5

1 1 Quarter Weizen = 13 kg Weizen D x Stiefelwichse oder 13 kg Weizen D y Seide oder 13 kg Weizen D z Gramm Gold. Der Tauschwert von 13 kg Weizen entspricht somit einmal dem Produktwert von x Stiefelwichse, das andere mal dem Produktwert von y Seide und beim dritten Austausch dem Produktwert von z Gramm Gold.

2 τ13 kg Weizen=px Stiefelwichse oder τ13 kg Weizen=py Seide oder τ13 kg Weizen=pz Gold

3 Marx verwechselt wieder reale Mengen mit deren Eigenschaften. Nicht x Stiefelwichse ist der Tauschwert von 13 kg Weizen, sondern der Produktwert von x Stiefelwichse ist der Tauschwert von 13 kg Weizen: τ13 kg Weizen= px Stiefelwichse.

4 Falls Marx die Beziehung τ1=p2 meint, hätte er recht. Falls er meint, daß p2 immer gleich groß sein muß, hätte er unrecht.

5 Der Tauschwert ist die Ausdrucksweise einer von ihm unterscheidbaren Größe: τ1=p2.

Nehmen wir ferner zwei Waren, z.B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis1, es ist stets darstellbar in einer Gleichung2, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z.B. 1 Quarter Weizen = a Ztr. Eisen.

1 Mit Austauschverhältnis meint Marx den Austausch zweier Warenmengen W1 und W2, die sich durch folgende Symbolik darstellen läßt: W1DW2. Nur der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, daß der Austausch der beiden Warenmengen zwischen zwei Personen stattfindet. Die Waren tauschen sich nicht selber, sondern sie werden von 2 Personen getauscht, die wir aus Gründen der Verallgemeinerung einfach A und B nennen. A sei der Eigentümer der Warenmenge W1 und B der Eigentümer der Warenmenge W2 vor dem Austausch. Nach dem Austausch ist A Eigentümer der Warenmenge W2 und B Eigentümer der Warenmenge W1.

2 Eine Gleichung ist etwas anderes als der Austausch. Eine Gleichung setzt Vergleichbarkeit (Kommensurabilität) voraus. Es sind nur Mengen gleicher Einheit miteinander vergleichbar, also z.B. 5 Affen und 10 Affen. Weizen und Eisen aber sind unterschiedliche Mengenarten, die per se inkommensurabel sind. Von Mengen unterschiedlicher Einheit sind wiederum Eigenschaften gleicher Art kommensurabel, also z.B. die Massen von W1 und W2. m1 und m2 sind aber etwas anderes als W1 und W2. Die Gleichsetzung von 1 Quarter Weizen = a Ztr Weizen verstößt also gegen das allgemein anerkanntes Kommensurabilitätsprinzip und ist damit falsch. Das Austauschverhältnis muß als 1 Quarter Weizen D a Ztr Weizen dargestellt werden, wobei der entscheidende Unterschied in den verschiedenen Zeichen D und = liegt!

Was besagt diese Gleichung Austauschverhältnis? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen1. Beide sind also gleich einem Dritten2, das an und für sich weder das eine noch das andere ist3. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein4.

1 In 1 Quarter Weizen steckt menschliche Arbeitszeit, als auch in a Ztr Eisen. Die menschliche Arbeitszeit ist „das Gemeinsame von der selben Größe“, daß in beiden Warenmengen steckt. Wir nennen die Arbeitszeit, die in 1 Quarter Weizen steckt, den Produktwert dieser Menge und bezeichnen diese Größe mit p1. Die Arbeitszeit die in a Ztr Eisen steckt, nennen wir den Produktwert dieser Warenmenge und bezeichnen ihn mit p2. (Für Mengen verwenden wir große Buchstaben, für Größen kleine!)

2 Wieso müssen p1 und p2 gleich einem Dritten sein? Marx geht hier folgendem Fehler auf den Leim: ohne zu wissen, wie schnell ein Auto und ein Motorrad fahren, kann ich trotzdem sagen, ob das Auto schneller ist als das Motorrad. Es brauchen beide nur nebeneinander her zu fahren und wenn das Auto nach einer bestimmten Zeit ∆t weiter vorn ist als das Motorrad, dann fährt es schneller. Seine Geschwindigkeit v1 ist größer als die Geschwindigkeit des Motorrades v2. Will man aber den Wert der Geschwindigkeiten wissen (Vorsicht, wir reden jetzt vom Wert einer Größe, nicht vom Wert als Größe wie z.B. dem Tauschwert), muß man den Weg s1 und s2 auf etwas Drittes, nämlich den Maßstab mit dem s1 und s2 gemessen werden, beziehen. Aber das ist für den Geschwindigkeitsvergleich nicht unbedingt notwendig. Eine Angabe v1 = 100 km/h und v2 = 80 km/h (was die Größenwerte von v1 und v2 sind) erleichtert aber das Aufschreiben, Lesen und gedankliche Vergleichen.

3 v1 und v2 sind weder das eine, noch das andere. Genauso sind p1 und p2 weder das eine, noch das andere, so daß dieser Halbsatz wiederum richtig ist.

4 Mit „Jedes der beider“ meint Marx p1 und p2. Warum p1 und p2 nicht auf dieses Dritte (in diesem Falle eine Zeiteinheit) reduzierbar sein muß, habe ich in 2 begründet. Es erleichtert aber den Vergleich zwischen p1 und p2 ungemein, wenn diese Größen in einer Zeiteinheit angegeben, also auf ein Drittes (die Zeiteinheit) bezogen werden (z.B. p1 = 1h und p2 = 10 h).

Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche dies. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf1. Das Dreieck selbst reduziert man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck – das halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe2. Ebenso sind die Tauschwerte der Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames3, wovon sie ein Mehr oder Minder4 darstellen.

1 Ein Quadrat oder ein Viereck sind auch gradlinige Figuren, die man nicht in Dreiecke auflösen muß, um deren Flächeninhalte zu bestimmen. AQuadrat = a² und AViereck = a* b. (Nebenbei: hier sehen sie den ersten Bruch mit der Konvention, große Buchstaben als Formelzeichen für Mengen zu benutzen. Der Flächeninhalt ist eine Größe und müßte eigentlich einen kleinen Buchstaben als Formelzeichen bekommen. Da die Mathematiker früher nicht so genau zwischen realer Menge und Eigenschaft unterschieden haben, hat sich der große Buchstabe A als Formelzeichen für den Flächeninhalt eingebürgert, so daß ich diesen Fehler der aus Verständigungsgründen übernehme.)

2 ADreieck = ½ h * c

3 Marx meint hier die Eigenschaft, daß Größenwerte generell nur als Vielfaches einer Grundeinheit (eines Standards, einer Maßeinheit, …) angegeben werden können. Eine Länge l kann nur als Vielfaches einer Standardlänge ls angegeben werden: l = a * ls. Wird als Standardlänge 1 Meter verwendet, wird eine Länge l als Vielfaches von 1 Meter angegeben (z.B. die Körpergröße eine Menschen als 1,74 m). Wird als Standardlänge 1 Fuß verwendet, wird die Länge l als Vielfaches von 1 Fuß angegeben: l = 5,7 Fuß. An der Körpergröße des Menschen hat sich nichts geändert, aber an dem Wert der Länge. Die Körpergröße ist invariant gegenüber der Einheitenänderung. Ein „Minder“ ist dann ein Bruchteil des Standards. Genauso verhält es sich mit Masse- und Zeit-Angaben. Das Gemeinsame der Tauschwerte ist dann die Grundeinheit der Größe. Bsp: Das Gemeinsame alle Masse-Angaben ist das Gewicht des Standard-Kilogramm´s.

4 „Mehr oder Minder“ impliziert die mathematischen Operationen Addition und Subtraktion. Größenwerte werden aber als Vielfaches oder Teil einer Grundeinheit angegeben. Bsp: l = 1,74 m. Vielfaches und Teil sind aber Ausdrücke der Multiplikation und Division, was andere Opertionen sind als Addition und Subtraktion.

Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein1. Ihre körperlichen Eigenschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe2 sie nutzbar machen, also zu Gebrauchswerten. Andererseits aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis |52| der Waren augenscheinlich charakterisiert3. Innerhalb desselben gilt ein Gebrauchswert grade so viel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vorhanden ist4.

1 Eigenschaften von Waren können nur physikalischer, chemischer, geometrischer oder irgendwie anders natürlicher Art sein. Es gibt keine anderen Eigenschaften, als die der Natur.

2 Nicht die Eigenschaften selbst machen die Waren nutzbar, sonder der Mensch nutz die Eigenschaften der Waren. Der Gebrauchswert einer Ware ist die Fähigkeit der Ware, ein menschliches Bedürfnis zu befriedigen. Damit sind die Größenwerte des Gebrauchswertes also immer abhängig vom Bezug zu einem Menschen.

3 Was Marx hiermit meint, konnte ich nicht erschließen.

4 Marx verwendet das Wort Gebrauchswert hier wieder als Gegenstand. Der Gebrauchswert einer Ware (für einen Menschen) hängt wiederum von deren Menge ab. Vielleicht schafft A pro Abend 5 Liter Bier, die anderen 45 l eines Fasses hätten für den Gasthausbesucher A dann keinen Gebrauchswert mehr.

Oder, wie der alte Barbon sagt:

„Die eine Warensorte ist so gut wie die andre1, wenn ihr Tauschwert gleich groß ist2. Da existiert keine Verschiedenheit oder Unterscheidbarkeit zwischen Dingen von gleich großem Tauschwert3. … Blei oder Eisen im Werte von einhundert Pfund Sterling4 haben gleich großen Tauschwert wie Silber und Gold im Werte von einhundert Pfund Sterling.5 N. Barbon, l.c.p. 53 u. 7, Übersetzung von K Marx im Kapital, Bd.1, S. 52

2 Vorsicht, ich fang mit Fußnote 2 an! Wenn die Tauschwerte zweier Warenmengen gleich groß sind, sind auch ihre Produktwerte gleich groß. Wenn τ12 folgt durch Substitution von τ1=p2 und τ2=p1 “ p1=p2. q.e.d = qad ed demonstrantum oder w.z.b.w. = was zu beweisen war J

1 Beim ersten Teilsatz meint Barbon sicher die Gebrauchswerte der beiden Warensorten. Und der Gebrauchswert von W1 ist für Person A ein anderer als als für B, sonst würde A und B nämlich gar nicht erst auf die Idee kommen, ihre Waren W1 und W2 gegeneinander zu tauschen! Also ist weder für A noch für B „die eine Warensorte so gut wie die andere“.

3 Zwischen Dingen „von gleich großem Tauschwert“ gibt es sehr wohl Verschieden- und Unterscheidbarkeiten. Angenommen A und B tauschen 1 kg Mehl gegen 10 Eier, dann gibt es zwischen Mehl und Eiern sehr wohl Verschieden- und Unterscheidbarkeiten.

4 Wert ist eine Größe. 100 Pfund Sterling sind eine Menge. Mengen und Größen sind aber inkommensurabel. Barbon meint den Produktwert einer bestimmten Menge Blei oder Eisen, der unter Umständen genauso groß sein kann, wie der Produktwert einer bestimmten Menge Gold oder Silber. Nebenbei: 1 Pfund ist eine alte Gewichtseinheit und entspricht seit Karl dem Großen 408 Gramm. 100 Pfund sind somit 40,8 kg. Sterling ist eine Bezeichnung für Silber des Reinheitsgrades in Höhe von mindestens 925/1000-stel, das heißt in einer bestimmten Menge Silber sind 925 Anteile absolut chemisch reines Silber und 75 Anteile andere Zusatzstoffe oder Verunreinigungen. 100 Pfund Sterling entspricht also 40,8 kg * 925/1000 Silber (= 37,74 kg Ag) und 3,06 kg andere Metalle die mit Silber geo-mineralogisch vergesellschaftet (oder metallurgisch legiert) sind.

Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedener Qualität1, als Tauschwerte können sie nur verschiedener Quantität sein2, enthalten also kein Atom Gebrauchswert3.

1 Das Wort Qualität wird von mir im Sinne von Eigenschaften verwendet. Die Masse ist z.B. eine Eigenschaft der Natur, so daß man die Masse-Einheit Kilogramm als Qualität bezeichnen kann. Marx ist so zu verstehen, daß Waren, welche einen Gebrauchswert haben, noch verschiedenen andere Eigenschaften haben.

2 Eine Quantität kann entsprechend des Kommensurabilitätsprinzip nur eine Zahl sein. Der Tauschwert ist aber eine Größe. Die Werte der Tauschwerte zweier Warenmengen können allerdings unterschiedlich groß sein. Angenommen 1 Gramm Gold wird gegen einen 100-Euro-Schein getauscht, dann ist der Tauschwert von 1g Gold ≈ 0s (τ1=p2 und p2 = p100-Euro-Schein ≈ 0s), während der 100-Euro-Schein einen Tauschwert von ca. 1.000h hat (τ2=p1 und p1 = p1g Au ≈ 1000h).

3 1 Atom ist eine reale Menge, während der Gebrauchswert eine Größe ist. Mengen und Größen sind inkommensurabel.

Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten.1

1 Das ist eine ganz wichtige Aussage, quasi die Definition des Waren-Begriffs. Eine Ware ist jenes Produkt, welches gegen ein anderes Produkt getauscht wird. Angenommen, wir haben zwei Produkte P1 und P2. Diese werden zu Waren, wenn sie gegenander getauscht werden, was wir mit W1DW2 darstellen. Nach dem Austausch, fällt die Ware wieder in ihren Produktstatus zurück.

Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen.1 Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich Ding. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht.2 Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit.3 Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten4, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger5, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.5

1 Es ist recht krude was Marx hier schreibt. Ich möchte es mal mit meinen Worten ausdrücken: Der Gebrauchswert eines Produktes ist eine Eigenschaft des Produktes, nämlich ein menschliches Bedürfnis befriedigen zu können. Der Begriff Gebrauchswert wird auch als Größe verwendet. Der Wert des Gebrauchswertes hat damit zwei verschiedene Zustände: entweder 0, wenn das Produkt kein Bedürfnis befriedigen kann, oder 1, wenn es ein Bedürfnis kann. Wir abstrahieren somit nicht vom Gebrauchswert, sondern der Gebrauchswert ist eine Abstraktion.

2 Wenn wir nur den Gebrauchswert betrachten, interessieren uns die anderen Eigenschaften nicht, aber ein Tisch bleibt ein Tisch und ein Haus ein Haus. Selbstverständlich bleiben alle anderen Eigenschaften eines Hauses vorhanden und verschwinden nicht, wenn wir den Gebrauchswert betrachten. Das Auto verschwindet doch auch nicht plötzlich, wenn man während der Fahrt auf den Tachometer schaut.

3 Selbstverständlich bleibt ein Tisch das Arbeitsprodukt eines Tischlers, und das Haus das Produkt eines (oder mehrerer) Bauarbeiter.

4 Der Charakter der Arbeiten geht in das Produkt ein. Die Arbeit des Tischlers geht in den Tisch ein, die Arbeit des Maurers in das Haus.

5 Die Arbeit des Tischlers verschwindet doch nicht, wenn sie in den Tisch eingeht, sie gerinnt / manifestiert sich im Tisch. Genauso ist es mit der Arbeit des Maurers. Auch sie manifestiert sich in seinem Arbeitsprodukt, dem Haus. Und selbstverständlich bleiben die unterschiedlichen Arten der Tischler- und der Maurerarbeit erhalten, denn aus dem Tisch wird nicht plötzlich ein Haus, und aus dem Haus kein Tisch, wenn sie auf einmal getauscht werden.

6 Da Marx den Produktwert noch nicht erkannt hatte, hat er den Begriff der „abstrakten menschlichen Arbeit“ eingeführt, der zu viel Verwirrung beigetragen hat, weil sich darunter niemand etwas vorstellen kann.

Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, d.h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen Substanz sind sie Werte – Warenwerte.

Das Problem ist, daß Marx erstens den Produktwert nicht erkannt hat und zweitens nicht zwischen Gebrauchswert und Tauschwert unterscheidet. Ich möchte den vorigen Absatz deshalb vielleicht einmal so übersetzen, wie ich ihn verstehe: In jedem Produkt menschlicher Tätigkeit steckt menschliche Arbeit. Der Produktwert eines jeden Produktes wird durch die zu seiner Herstellung notwendigen Arbeitszeit bestimmt, unabhängig davon, welche konkrete Tätigkeit notwednig war, um dieses oder jenes Produkt herzustellen. Unter dem Begriff Warenwert werden im Allgemeinen die drei Größen Gebrauchswert, Tauschwert und Produktwert verstanden. Gebrauchswert und Produktwert sind unabhängige Größen. Der Tauschwert des einen Produktes kann auf den Produktwert des anderen Produktes zurückgeführt werden, ist also eine abhängige Größe. Bei dem Begriff Wert muß streng zwischen Wert als Größe und Wert einer Größe unterschieden werden. Wert als Größe, sogenannte Wertgrößen, sind Größen, in denen das Wort Wert vorkommt: Heizwert, Tauschwert, etc pp . Der Wert einer Größe ist der konkrete Zustand der ihr zugrundliegenden Eigenschaft. 50 km/h ist der Wert der Geschwindigkeit, 11.200 kcal/kg ist der Wert des Heizwertes von Benzin, 1000h ist der Wert des Produktwertes von 1g Gold, 1 ist der Wert des Gebrauchswertes eines Apfels für einen hungrigen Menschen.

|53| Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges.1 Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward.2 Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert.3 Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist.4

1 Richtig, Tauschwert und Gebrauchswert sind unabhängige Größen.

2 Es ist unklar, welchen Größe Marx hier meint: Gebrauchswert, Tauschwert, Produktwert? Da er im vorigen Absatz den Produktwert mehr oder weniger umschrieben hat, denke ich, daß er hier den Produktwert meint. Der Produktwert wird aber über die zur Herstellung notwendige menschliche Arbeitszeit bestimmt, was Marx aber nicht beschrieben hat.

3 Mit Austauschverhältnis kann nur W1DW2 gemeint sein, da ein mathematisches Verhältnis (also eine Division von W1/W2) gegen das Kommensurabilitätsprinzip verstoßen würde. Austauschverhältnis und Tauschwert kann deshalb nicht im gleichen Sinne verwendet werden. Außerdem ist der Tauschwert einer Ware eindeutig als Bezug zum Produktwert der anderen Ware determiniert (τ1=p2). Als drittes darf man den Begriff Wert nicht ausschließlich als Tauschwert benutzen, da der Wert-Begriff sowohl in der Kategorie Wertgröße benutzt wird und dort wiederum eine Reihe von Größen umschreibt, die den Wortbestandteil „-wert“ haben (Heizwert, Nutzwert, etc pp), als auch in der Kategorie Größenwert (50 km/h, 75 kg, 125 m, etc pp), die wiederum inkommensurabel mit Wertgrößen sind.

Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist.1 Wie nun die Größe seines Werts messen?2 Durch das Quantum der in ihm enthaltenen „wertbildenden Substanz“, der Arbeit3 Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer4, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw.5

1 Marx spezifiziert nicht, welche Wertgöße er meint. Kohlen haben einen Heizwert, auch ohne daß menschliche Arbeit in ihnen steckt.

2 Marx erkennt, daß es sich beim Wert um eine Größe handelt.

3 Arbeit ist etwas anderes als Arbeitszeit. Arbeit hat die Einheit einer Energiemenge (siehe Formel W=m*g*h), Arbeitszeit hat als eine Einheit eine Zeiteinheit. Energie und Zeit sind aber inkommensurabel.

4 Die Quantität der Arbeit bemißt sich nicht nach einer Zeitdauer, sondern als Vielfaches einer Grundeinheit. Wenn man ein Gewicht von 10 kg einen Meter hoch gehoben hat, hat man Arbeit in einer Größenordnung von 100 Nm geleistet. Wenn 1 Nm die Grundeinheit der Arbeit ist, dann ist die Quantität der geleisteten Arbeit = 100.

5 Völlig korrekt, die Grundeinheit der Arbeitszeit ist eine Zeiteinheit

Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert1 einer Ware durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht.1 Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft.2 Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht.3 Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andere4, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt5 und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht6. Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen.7 Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England z.B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit8 als vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der Tat nach wie vor dieselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die Hälfte seines frühern Werts.9

1 Marx meint den Produktwert. Und es ist richtig, je länger man zur Herstellung eines Produktes braucht, umso größer ist dessen Produktwert: p=∑∆ti. Da die Zeit für den Faulen genauso schnell vergeht wie für den Fleißigen, hat das Brot, was der faule Bäcker in 2h hergestellt hat, einen größeren Produktwert, als das gleiche Brot, was ein fleißiger Bäcker in 1h hergestellt hat. Die Frage ist nur, wieviel individuelle Arbeitszeit bekommt der faule Bäcker im Warentausch anerkannt. Wir kommen später noch bei der Betrachtung des Marktwertes darauf zurück.

2 Ich kann nicht nachvollziehen, wie die Arbeitskraft eines Bergmannes dieselbe sein soll, wie die eine Arztes oder Ingenieures. Wohlgemerkt, ich rede hier von Arbeitskraft, mit der Betonung auf Kraft. Kraft ist etwas anderes als Arbeit und wieder etwas anderes als Zeit.

3 Da Marx von „den Werten der Waren“ redet, meint er sicher die Produktwerte der Waren. Die Produktwerte aller Waren ist die Summe der individuellen Arbeitszeiten, welche gebraucht werden, um all die Waren herzustellen. Auch hier gilt: Arbeitszeit ≠ Arbeitskraft.

4 Begründung siehe 1. Die irdische Zeit ist für jeden gleich, egal ob für Tischler oder Maurer, für Faule wie für Fleißige.

5 Die individuelle Arbeitszeit behält den Charakter individuelle Arbeitszeit zu sein. Gesellschaftliche Durchschnittsarbeitszeit ist eine statistische Größe, die nur aus individuellen Werten gebildet werden kann, genau wie die durchschnittliche Körpergröße aller Menschen nur als statistische Größe aus allen individuellen Größen gebildet werden kann.

6 Der Tischler braucht seine individuelle Arbeitszeit zur Herstellung eines Tisches und keine gesellschaftlich durchschnittliche. Die gesellschaftliche Durchschnittsarbeitszeit zur Herstellung eines Tisches kann man nur aus dem Durchschnitt der individuellen Arbeitszeiten aller Tischler berechnen.

7 siehe Begründung 6

8 Einmal verwendet Marx den Begriff Arbeit, meint aber Arbeitszeit, wie es sich 25 Worte weiter herausstellt.

9 Hier meint Marx den Tauschwert. Angenommen der Handwerker braucht 1h Arbeitszeit für 50g Garn. Durch die Einführung von Maschinen brauche der Arbeiter am Webstuhl für die 50g Garn nur noch ½ h. Dann kann der Handwerker sein Garn, mit einem Produktwert von 1h/50g Garn, auch nur gegen Waren mit einem Produktwert in Höhe von einer ½ h tauschen, weil sein Tauschpartner sonst sofort nur noch das Garn des Maschinenarbeiters nehmen (kaufen) würde. Das ist der Fluch des technischen Fortschritt für den, der nicht Schritt hält. Für die Gesellschaft ist der technische Fortschritt aber ein Segen, weil eben der spezifische Produktwert pro Gramm Garn sinkt und in der gleichen Arbeitszeit die doppelte Menge Gran hergestellt werden kann.

|54| Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt.

Marx unterscheidet wieder nicht sauber zwischen Arbeit und Arbeitszeit. Außerdem bezeichnet er nicht näher, welche Wertgröße er meint. Wenn er Arbeitszeit und Produktwert meinen würde, wäre die Aussage richtig.

Note zur 2. Ausgabe:The value of them (the necessaries of life) when they are exchagend the one for another, is regulated by the quantity of labour necessarily required, and commonly taken in producing them.” Übersetzung von K Marx: „Der Wert von Gebrauchsgegenständen, sobald sie gegeneinander ausgetauscht werden, ist bestimmt durch das Quantum der zu ihrer Produktion notwendig erheischten und gewöhnlich angewandten Arbeit.1 Some Thoughts on the Interest of Money in general, and particularly in the Public funds etc.“, London, p. 36, 37. Diese merkwürdige anonyme Schrift des vorigen Jahrhunderts trägt kein Datum. Es geht jedoch aus ihrem Inhalt hervor, daß sie unter Georg II, etwa 1739 oder 1740, erschienen ist.

1 Auch der anonyme Autor unterscheidet nicht zwischen Arbeit und Arbeitszeit. Wenn er mit Wert den Produktwert und mit Arbeit die Arbeitszeit meinen würde, wäre die Aussage richtig.

Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art.

1 Brötchen von Bäcker XY ist nur ein Durchschnittsexemplar aller Brötchen.

„Alle Erzeugnisse der gleichen Art bilden eigentlich nur eine Masse, deren Preis1 allgemein und ohne Rücksicht auf die besonderen Umstände bestimmt wird.2 Le Tronse, l.c.p. 893, zit in K Marx: Das Kapital, Bd.1, S. 54, Fn 10

1 Le Tronse bringt einen ganz anderen ökonomischen Begriff ins Spiel. Im Allgemeinen wird unter Preis das Gleiche wie unter Wert verstanden. Der Preis ist aber wiederum eine Menge, nämlich jene Menge die man weggibt, wenn man W1DW2. W1 ist für A also der Preis für W2 und W2 ist für B der Preis für W1. Der Wert ist aber eine Größe und Größen können nicht mit Mengen verglichen werden. Le Tronse hat trotzdem recht, da er nirgendwo in seiner Aussage vom Wert spricht.

2 Wenn man ein Brötchen bei Bäcker X kauft, orientiert man sich am durchschnittlichen Preisniveau aller Brötchen und es ist einem egal, ob der Bäcker einen besonders schlechten Tag hatte und einen Haufen Ausschuß produziert hat.

Waren, worin gleich große Arbeitsquanta enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße1. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit.2 Als Werte3 sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit. K. Marx: Kritik der Politischen Ökonomie, p.6. <siehe MEGA-Band 13, S. 18>

1 Ich nehme mal an, daß Marx den Produktwert meint, sonst wäre der Satz falsch.

2 Marx meint den Idealfall des produktwertäquivalenten (p1=p2) Austausch zweier Warenmengen W1 und W2. Aber schon beim Bezahlen eines Brotes in Euro ist dieser Idealfall verletzt. Der Produktwert eines Brotes betrage vielleicht 1h, der Produktwert eines 5-EUR-Scheines vielleicht 10 Millisekunden.

3 Marx meint den Produktwert.

Die Wertgröße1 einer Ware bliebe daher konstant, wäre die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit konstant. Letztere wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit. Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsprozesses, und durch Naturverhältnisse. Dasselbe Quantum Arbeit stellt sich z.B. mit günstiger Jahreszeit in 8 Bushel Weizen dar, mit ungünstiger in nur 4. Dasselbe Quantum Arbeit liefert mehr Metalle in reichhaltigen als in armen Minen usw.2 Diamanten kommen selten in der Erdrinde vor, und ihre Findung kostet daher im Durchschnitt viel Arbeitszeit3. Folglich stellen sie in wenig Volumen viel Arbeit dar. Jacob bezweifelt, daß Gold jemals seinen vollen Wert bezahlt |55| hat14

1 Wenn Marx den Produktwert meint, ist alles in Ordnung.

2 Obwohl Marx von Arbeit spricht sind die Aussagen richtig, weil er dann weiter von Mengen und nicht vom Produktwert redet.

3 Hier spricht er mal von Arbeitszeit!

4 Gold kann seinen Wert gar nicht bezahlt haben, da es sich um tote Materie handelt. Bezahlen kann nur ein Mensch. Jacob meint, daß die Herrscher, welche die Bergleute ausgebeutet haben, die Arbeiter niemals mit Waren im gleichem Produktwert bezahlt haben, sondern sich das Gold einfach kostenlos angeeignet haben.

Noch mehr gilt dies vom Diamant. Nach Eschwege hatte 1823 die achtzigjährige Gesamtausbeute der brasilischen Diamantgruben noch nicht den Preis des 1 ½ jährigen Durchschnittsprodukts der brasilischen Zucker oder Kaffeepflanzungen erreicht, obgleich sie viel mehr Arbeit darstellte, also mehr Wert.

Nun verwechselt Marx zwar auch noch Preis mit Wert, aber im Grunde hat Eschwege recht. Die Bergleute der brasilianischen Diamantminen wurden noch mehr ausgebeutet als die brasilianischen Bauern auf den Zucker- und Kaffeefeldern. Die Bergleute haben noch weniger Produktwerte bekommen als die Bauern.

Mit reichhaltigeren Gruben würde dasselbe Arbeitsquantum sich in mehr Diamanten darstellen und ihr Wert1 sinken. Gelingt es, mit wenig Arbeit Kohle in Diamant zu verwandeln, so kann sein Wert unter den von Ziegelsteinen fallen2. Allgemein: Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse3, desto kleiner sein Wert1. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert1. Die Wertgröße einer Ware wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit.4

1 Wenn Marx den Produktwert meint, ist alles in Ordnung.

2 Korrekterweise müßte der Satz wie folgt lauten: ´Gelänge es, mit weniger Arbeitszeit Kohle in Diamant zu verwandeln, so kann sein Produktwert unter den von Ziegelsteinen fallen.´

3 Masse ist etwas anderes als Zeit!

4 Es ist unklar, welche Wertgröße Marx meint.

Wir kennen jetzt die Substanz des Werts.1 Es ist die Arbeit.2 Wir kennen sein Größenmaß. Es ist die Arbeitszeit. Seine Form, die den Wert eben zum Tausch-Wert stempelt, bleibt zu analysieren. Vorher jedoch sind die bereits gefundenen Bestimmungen etwas näher zu entwickeln.

1 Der Wert hat keine Substanz, der Wert ist eine Größe und die zugrunde liegende Eigenschaft ist nicht die Arbeit sondern die Arbeitszeit!

2 Arbeitszeit. Arbeit ist etwas anderes als Arbeitszeit.

Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein1. Es ist dies der Fall, wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft, jungfräulicher Boden, natürliche Wiesen, wildwachsendes Holz usw. Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. Wer durch sein Produkt sein eignes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar Gebrauchswert, aber nicht Ware. Um Ware zu produzieren, muß er nicht nur Gebrauchswert produzieren, sondern Gebrauchswert für andre, gesellschaftliche Gebrauchswert.2

1 Mit „Gebrauchswert“ (hier im Sinne einer Sache/Ding/Gegenstand) meint Marx „ein Ding“ mit Gebrauchswert (jetzt im Sinne einer Eigenschaft). „Sein“ können nur materielle Dinge. Diese „haben“ Eigenschaften, wie z.B. einen Heizwert oder Gebrauchswert. Korrekterweise müßte der Satz lauten: ´Ein Ding kann einen Gebrauchswert haben, ohne Produktwert zu haben.´

2 Damit ein Produkt zur Ware wird, muß es gegen ein anderes Produkt getauscht werden. A tauscht sein Produkt nur gegen das Produkt von B aus, wenn es einen Gebrauchswert für ihn hat. Die Gebrauchswert-Bedingungen für den Warentausch habe ich in „Basisgrößen der Ökonomie“ entwickelt.

{Und nicht nur für andre schlechthin. Der mittelalterliche Bauer produzierte das Zinskorn für den Feudalherrn, das Zehntkorn für den Pfaffen. Aber weder Zinskorn noch Zehnkorn wurden dadurch Ware, daß sie für andre produziert wurden. Um Waren zu werden, muß das Produkt dem andern, dem es als Gebrauchswert dient, durch den Austausch übertragen werden. Ich schiebe das Eingeklammerte ein, weil durch dessen Weglassung sehr häufig das Mißverständnis entstanden ist, daß jedes Produkt, welches von einem andern als dem Produzenten konsumiert wird, gelte bei Marx als Ware. – F. E.}

Hier hat Engels völlig recht. Die Lieferung von Zinskorn und Zehntkorn waren sozusagen unfreiwillige Schenkungen der Bauern an ihre Peiniger. Eine Schenkung ist ein Vorgang, bei dem man jemanden anderes etwas gibt, ohne dafür etwas zu erhalten. Eine Schenkung kann also durch WD0 dargestellt werden. WD0 kann man auch als Diebstahl bezeichnen, nämlich dann, wenn A die Ware W unfreiwillig an B gibt.

Endlich kann kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos, zählt nicht als Arbeit und bildet daher keinen Wert.

1 Es ist zwar die pure Ironie, aber der Satz stimmt: Kein Ding kann Wert sein, sondern nur Wert haben. Marx meint jedoch, daß ein Ding ohne Gebrauchswert, auch keinen Tauschwert hat. Beispiel: A schaufelt einen Graben. Er kann noch soviel Arbeitszeit dafür aufgewendet haben, wenn niemand den Graben braucht, wird er niemanden finden, der ihm für den Graben etwas gibt. Der Graben hat zwar enorm viel Produktwert, kann aber infolge des fehlenden Gebrauchswertes nicht in Tauschwert verwandelt werden. Wir erinneren uns: τ1=p2! Wenn P2 = Ø (leere Menge), dann p2 = 0, dann τ1 = 0.