Ricardos Verwirrung über den absoluten und relativen Wert

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Ricardos Konfusion des ´absoluten´ und ´relativen´ Werts. Sein Unverständnis der Wertformen

Diese Überschrift wurde vom Editionsteam der MEW 26.2 eingefügt und müßte eigentlich ´Die Marxschen Konfusionen´ genannt werden.

„Zuerst nennt Ricardo den Wert ´value in exchange´ (dt. Tauschwert) und bestimmt ihn mit A. Smith als ´the power of purchasing other goods´ (dt. ´die Fähigkeit, andere Waren zu kaufen´). Dies ist der Tauschwert, wie er zunächst erscheint. Dann geht er aber zu der wirklichen Bestimmung des Wertes:“ KM4.2,S.167
„Es ist die verhältismäßige Menge der durch die Arbeit erzeugten Waren, welche ihren gegenwärtigen oder früheren relativen Wert bestimmen.“ DR,Principles,p.9
„´Relative value´ heißt hier nichts als die durch die Arbeitszeit bestimmte exchangeable value. Aber relative value kann auch einen anderen Sinn haben, insofern ich nämlich den Tauschwert einer Ware im Gebrauchswert einer anderen ausdrücke, z.B. den Tauschwert von Zucker im Gebrauchswert Kaffee.“ KM4.2,S.167

Kommentar: Es kommt halt selten etwas gescheites heraus, wenn sich drei Blinde gegenseitig erklären, wo es lang geht. Fangen wir bei A Smith an: die Fähigkeit, eine andere Ware zu kaufen, hat nur der Mensch – niemand anderes! Die hiesige Tauschwert-Definition A Smith´s ist also falsch und sowohl David Ricardo als auch Karl Marx folgen ihm darin. Bei Marx blitzt dann für einen Satz so etwas wie die korrekte Definition des Tauschwertes auf (´Relative value´ heißt …), wenn er die Beziehung τ1 := p2 beachtet hätte. Aber schon im nächsten Satz liegt er wieder völlig daneben: der Tauschwert einer Ware kann niemals durch den Gebrauchswert einer anderen Ware ausgedrückt werden! Tauschwert und Gebrauchswert sind zwei miteinander inkomparable (nicht vergleichbare) Größen!

„Zwei Waren verändern ihren relativen Wert, und wir möchten wissen, bei welcher von ihnen die Veränderung tatsächlich eingetreten ist.“ DR, Principles,p.9; zit in KM4.2,S.167

Marx versucht dann auf den folgenden beiden Seiten mit seinen falschen Gleichsetzungen unterschiedlicher Mengen (1 Pfd. Zucker = 2 Pfd. Kaffee) vergeblich nachzuvollziehen, daß eine Veränderung der getauschten Mengenverhältnisse von 1 Pfd. Zucker ⇔  2 Pfd. Kaffee in 1 Pfd Zucker ⇔ 4 Pfd. Kaffee tatsächlich etwas mit veränderten Produktwerten zu tun haben könnte.

„Die letzte relative value erscheint also als ´absolute value´, verglichen mit den relative values im zweiten Sinn, im Sinn der realen Darstellung des Tauschwertes einer Ware im Gebrauchswert der anderen oder in Geld. Daher kommt denn auch bei Ricardo für die ´relative value´ im ersten Sinn der Ausdruck ´absolute value´ vor.“ KM4.2,S.168
„Die Untersuchung, auf die ich des Lesers Aufmerksamkeit lenken möchte, bezieht sich auf die Wirkung der Veränderung in dem relativen Wert der Waren und nicht in ihrem absoluten Wert.“ DR,Principles,p.15 (zit in KM4.2,S.168
„Diese ´absolute value´ nennt Ricardo auch sonst ´real value´ (realen Wert) oder value schlechthin (z.B. p.16).“ KM4.2,S.169

Aus meinem derzeitigen Erkenntnistand ergibt sich für mich folgende Interpretation: Ricardo meint mit ´absolute value´ möglicherweise den Produktwert und mit ´relative value´ den Tauschwert. ´Absolute´ deshalb, weil der Produktwert eine dem Produkt immanente Eigenschaft ist; ´relative´, weil die Tauschwerte nur in Beziehung (Relation) zu den Produktwerten der getauschten Waren stehen.