einfache Wertform

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x Ware A = y Ware B oder: x Ware A ist y Ware B wert.1
(20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.)2

1 Marx nennt die Gleichung „x Ware A = y Ware B“ Wertform, was nichts daran ändert, daß die Gleichsetzung von Mengen unterschiedlicher Einheit gegen das Kommensurabilitäts-Prinzip verstößt. Mit einer Warenmenge B (y Ware B) will er „den Wert der Ware A“ ausdrücken. Das ist ungefähr genauso, als wenn man die Geschwindigkeit eines Autos in y Schokoladentafeln ausdrücken will. Marx hat den Unterschied zwischen Menge und Eigenschaft nicht verstanden.

2 20 Ellen Leinwand ist etwas anderes als 1 Rock. Das sind zwei reale Mengen unterschiedlicher Einheit, die man nicht gleich setzen kann. Außerdem kann eine reale Menge (20 Ellen Leinwand) keine Eigenschaft (Größe, Größenwert) des Rockes sein. 20 Ellen Leinwand können vielleicht als Teilmenge in einem Rock enthalten sein, aber eben als Teilmenge, nicht als Eigenschaft.

Die einfache Wertform einer Ware ist enthalten in ihrem Wertverhältnis zu einer verschiedenartigen Ware oder im Austauschverhältnis mit derselben.1 Der Wert der Ware A wird qualitativ ausgedrückt durch die unmittelbare Austauschbarkeit der Ware B mit der Ware A.2 Er wird quantitativ ausgedrückt durch die Austauschbarkeit eines bestimmten Quantums der Ware B mit dem gegebenen Quantum der Ware A.3 In anderen Worten: |Seite 75| Der Wert einer Ware ist selbständig ausgedrückt durch seine Darstellung als „Tauschwert“.4 Wenn es im Eingang dieses Kapitels in der gang und gäben Manier hieß: Die Ware ist Gebrauchswert und Tauschwert, so war dies, genau gesprochen, falsch.5 Die Ware ist Gebrauchswert oder Gebrauchsgegenstand und „Wert“.6 Sie stellt sich dar als dies Doppelte, was sie ist,7 sobald ihr Wert eine eigne, von ihrer Naturalform verschiedene Erscheinungsform besitzt,8 die des Tauschwerts, und sie besitzt diese Form niemals isoliert betrachtet, sondern stets nur im Wert- oder Austauschverhältnis zu einer zweiten, verschiedenartigen Ware.9 Weiß man das jedoch einmal, so tut jene Sprechweise keinen Harm, sondern dient zur Abkürzung.10

Statt der Analyse, die ich weiter oben bereits mehrfach durchgeführt habe, korrigiere ich die Fehler lieber gleich und begründe die Korrektur hier und da.

1 Der Tauschwert einer Ware existiert nur im Austausch gegen einer anderen Ware (WX D WY) und wird durch deren Produktwert ausgedrückt: τx = py.

2 Der Tauschwert der Warenmenge A wird qualitativ durch die Arbeitszeit ausgedrückt, die zur Herstellung der Warenmenge B erforderlich war.

3 Die Quantität des Tauschwertes wird im Verhältnis zu einer Zeiteinheit ausgedrückt: q = τx / Zeiteinheit. Beispiel: τx = 90 min, dann q = 90 min / 1min = 90.

4 Wenn man für ´Wert´ Tauschwert einsetzt (da Marx hier nur von Austausch redet, ist es naheliegend, daß er den Tauschwert meint) wird diese Aussage zu einer Tautologie: „Der Tauschwert einer Ware wird … durch seinen Tauschwert ausgedrückt.“ – und Tautologien sagen zwar nichts aus, sind aber immer richtig.

5 Die Negation einer falschen Aussage ist wieder richtig (doppelte Verneinung).

6 Korrekterweise müßte es wie folgt lauten: ´Ein Gebrauchsgegenstand hat Gebrauchswert und Produktwert. Wenn der Gegenstand gegen einen anderen Gegenstand ausgetauscht wird, werden die Gegenstände zu Waren und haben somit beide einen Tauschwert.´

7 Ein Gegenstand hat, wenn er gegen einen anderen Gegenstand ausgetauscht wird, neben seinem Produktwert auf einmal auch einen Tauschwert, …

8 …, der mit seinem eigenen Produktwert nichts zu tun hat.

9 Der Tauschwert existiert niemals isoliert, sondern stets nur im Austausch zweier Warenmengen (WX D WY) und entspricht dann dem Produktwert der anderen Warenmenge: τx = py.

10 Das ist völlig richtig – aber wer weiß schon um diese Zusammenhänge und die dahinter liegenden Bedeutungen???

Unsere Analyse bewies, daß die Wertform oder der Wertausdruck der Ware aus der Natur des Warenwerts entspringt, nicht umgekehrt Wert und Wertgröße aus ihrer Ausdrucksweise als Tauschwert.1 Dies ist jedoch der Wahn sowohl der Merkantilisten und ihrer modernen Aufwärmer, wie Ferrier, Ganilh usw. (F. L. A. Ferrier: Du Gouvernement considéré dans ses rapports avec le commerce, Paris 1805; Charles Ganilh: Des Systèmes d’Économie Politique, 2ème éd., Paris 1821), als auch ihrer Antipoden, der modernen Freihandels-Commis-Voyageurs, wie Bastiat und Konsorten.2 Die Merkantilisten legen das Hauptgewicht auf die qualitative Seite des Wertausdrucks3, daher auf die Äquivalentform der Ware, die im Geld ihre fertige Gestalt besitzt – die modernen Freihandelshausierer dagegen, die ihre Ware um jeden Preis losschlagen müssen, auf die quantitative Seite der relativen Wertform.4 Für sie existiert folglich weder Wert noch Wertgröße der Ware außer in dem Ausdruck durch das Austauschverhältnis, daher nur im Zettel des täglichen Preiskurants.5 Der Schotte Macleod, in seiner Funktion, die kreuzverwirrten Vorstellungen von Lombardstreet möglichst gelehrt herauszuputzen, bildet die gelungene Synthese zwischen den abergläubigen Merkantilisten und den aufgeklärten Freihandelshausierern.6

1 Die Natur des Warenwertes ist eine dreifache: Produktwert, Gebrauchswert und Tauschwert. Die Wertform (Wert von Warenmenge A = y Ware B) oder der Wertausdruck (x Ware A = y Ware B) sind falsch. Die Marxsche Analyse hat bisher also gar nichts bewiesen, sondern nur Irrtümer fortgeführt.

2 Was genau „Der Wahn der Merkantilisten und deren Antipoden“ sein soll, bleibt hier schleierhaft.

3 Mir ist nicht klar, was die „qualitative Seite des Wertausdrucks“ sein soll.

4 „Relativen Wert“ hat Marx weiter oben im Sinne von Tauschwert verwendet. Wahrscheinlich meinen die Merkantilisten eher den Produktwert, die Freihändler eher den Tauschwert.

5 Preis ist etwas anderes als Tauschwert. Der Preis ist jene Warenmenge, die man weg gibt. Kurant ist mir nur im Zusammenhang mit Münzen bekannt. Die Münze ist ebenso ein Produkt menschlicher Arbeit und hat daher ebenfalls einen Produktwert – und da sie gegen andere Produkte getauscht wird, einen Tauschwert. Im Austausch Wx D Münze ist τMünze = pWx.

6 Ich kenne die Vorstellungen des Herrn Macleod nicht.

Die nähere Betrachtung des im Wertverhältnis zur Ware B enthaltenen Wertausdrucks der Ware A hat gezeigt, daß innerhalb desselben die Naturalform der Ware A nur als Gestalt von Gebrauchswert, die Naturalform der Ware B nur als Wertform oder Wertgestalt gilt.1 Der in der Ware eingehüllte innere Gegensatz von Gebrauchswert und Wert wird also dargestellt durch einen äußeren Gegensatz,2 d.h. durch das Verhältnis zweier Waren, worin |Seite 76| die eine Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, unmittelbar nur als Gebrauchswert, die andre Ware hingegen, worin Wert ausgedrückt wird, unmittelbar nur als Tauschwert gilt.3 Die einfache Wertform einer Ware ist also die einfache Erscheinungsform des in ihr enthaltenen Gegensatzes von Gebrauchswert und Wert.4

1 Die näheren Betrachtungen von Marx zur Analyse des Wertes waren bisher alle falsch, so auch diese. Sowohl Ware A als auch Ware B haben einen Gebrauchswert, und wenn sie gegeneinander getauscht werden auch je einen Tauschwert, wobei der Produktwert der einen Ware als Tauschwert der anderen fungiert: τ1 = p2 und τ2 = p1.

2 Zwischen Gebrauchswert und Tauschwert herrscht kein Gegensatz, es sind nur jeweils Repräsentanten einer anderen Eigenschaft.

3 Wo es keinen „inneren Gegensatz“ gibt, gibt es auch keinen äußeren Gegensatz. Jede Ware hat einen Gebrauchs- und einen Tauschwert. Marx verkennt nur, daß der Gebrauchswert einer Ware für jeden der beiden Tauschpartner verschieden ist. Im Allgemeinen ist der Gebrauchswert von Ware A für den Warenproduzenten A gleich Null, während er für Tauschpartner B größer 0 ist. Analog ist der Gebrauchswert von Ware B für den Produzenten B gleich Null, während für B der Gebrauchswert von Ware A größer 0 ist. Aufgrund dieser Gebrauchswertunterschiede tauschen A und B auch ihre Waren gegeneinander. Ist eine Größe von mehreren Parametern abhängig, sprechen wir auch von tensoriellen Größen. Der Gebrauchswert einer Ware ist eine solche tensorielle Größe (siehe die Schrift Basisgrößen der Ökonomie).

4 Die „einfache Wertform“ war falsch und es gibt auch keinen Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert.

Das Arbeitsprodukt ist in allen gesellschaftlichen Zuständen Gebrauchsgegenstand,1 aber nur eine historisch bestimmte Entwicklungsepoche, welche die in der Produktion eines Gebrauchsdings verausgabte Arbeit als seine „gegenständliche“ Eigenschaft darstellt, d.h. als seinen Wert, verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware.2 Es folgt daher, daß die einfache Wertform der Ware zugleich die einfache Warenform des Arbeitsprodukts ist, daß also auch die Entwicklung der Warenform mit der Entwicklung der Wertform zusammenfällt.3 Der erste Blick zeigt das Unzulängliche der einfachen Wertform, dieser Keimform, die erst durch eine Reihe von Metamorphosen zur Preisform heranreift.4

1 Das wollen wir mal gelten lassen.

2 Ein Produkt wird dann zur Ware, wenn es gegen ein anderes Produkt getauscht wird. Der Tauschvorgang ist völlig unabhängig vom Entwicklungsniveau, sondern setzt lediglich 2 Personen und 2 Produkte voraus.

3 Ein Produkt nimmt dann die „Warenform“ an wenn es gegen ein anderes Produkt getauscht wird, welches dann auch zur Ware wird, also die Warenform annimmt. Wie ich weiter oben schon ausgeführt habe, existiert der Tauschwert nur im Stadium des Austausches. Nach dem Austausch wird aus der Ware wieder ein Produkt, was aus ökonomischer Sicht nur noch Gebrauchswert und Produktwert hat.

4 Wenn schon der „erste Blick“ die Unzulänglichkeit der Wertform zeigt, warum hat sie Marx dann nicht gesehen? Außerdem verwechselt Marx auch hier wieder Preis und Tauschwert (Menge und Größe).

Der Ausdruck in irgendwelcher Ware B unterscheidet den Wert der Ware A nur von ihrem eignen Gebrauchswert1 und setzt sie daher auch nur in ein Austauschverhältnis zu irgendeiner einzelnen von ihr selbst verschiedenen Warenart,2 statt ihre qualitative Gleichheit und quantitative Proportionalität mit allen anderen Waren darzustellen.3 Der einfachen relativen Wertform einer Ware entspricht die einzelne Äquivalentform einer anderen Ware.4 So besitzt der Rock, im relativen Wertausdruck der Leinwand, nur Äquivalentform oder Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit Bezug auf diese einzelne Warenart Leinwand.5

1 Die Gleichsetzung „x Ware A = y Ware B“ (von Marx auch „Wertausdruck“ genannt) verstößt gegen das Kommensurabilitätsprinzip und ist falsch. Marx will auf den Unterschied von Gebrauchswert und Tauschwert hinaus, kann aber Mengen und Größen nicht auseinander halten.

2 Marx verwechselt die Ursache des Austausches, nämlich die Gebrauchswertdifferenzen für die einzelnen Tauschpartner mit dem Tauschwert.

3 Marx will auf die jene Ware hinaus, die man gegen jede andere Ware tauschen kann, also Geld, hinaus. Das Geld war unbestritten ein ungeheurer Fortschritt im Austausch der Waren, aber wenn Schneider und Weber Rock und Leinwand tauschen wollen, brauchen sie nicht unbedingt jene dritte Ware Geld. Außerdem brauchen sie das Geld auch nicht, um die Produktwerte ihrer Waren zu bestimmen – dazu brauchen sie höchstens eine Uhr.

4 Die Fehler der „einfachen Wertform“ und der „Äquivalentform“ habe ich weiter oben nachgewiesen.

5 Der Schneider kann seinen Rock auch gegen ein paar Schuhe vom Schuster tauschen. Dann wird der Produktwert der Schuhe zum Tauschwert des Rockes: τRock = pSchuhe.

Indes geht die einzelne Wertform von selbst in eine vollständigere Form über.1 Vermittelst derselben wird der Wert einer Ware A zwar in nur einer Ware von anderer Art ausgedrückt.2 Welcher Art aber diese zweite Ware, ob Rock, ob Eisen, ob Weizen usw., ist durchaus gleichgültig.3 Je nachdem sie also zu dieser oder jener anderen Warenart in ein Wertverhältnis tritt, entstehen verschiedene einfache Wertausdrücke ein und derselben Ware.4 Bei Homer wird der Wert eines Dings zum Beispiel in einer Reihe verschiedener Dings ausgedrückt.5 Die Anzahl ihrer möglichen Wertausdrücke ist nur beschränkt durch die Anzahl von ihr verschiedener Warenarten.7 Ihr vereinzelter Wertausdruck verwandelt sich daher in die stets verlängerbare Reihe ihrer verschiedenen einfachen Wertausdrücke.8

1 Die falschen Annahmen, Irrtümer und Widersprüche im Zusammenhang mit der „einfachen Wertform“ habe ich ausführlich dargelegt. Was Marx unter „vollständigerer Form“ versteht, verrät er uns an dieser Stelle leider nicht.

2 x Ware A = y Ware B ist schon eine sehr allgemeine Form – trotzdem kann mit einer Warenmenge B nicht der Wert von Warenmenge A ausgedrückt werden, weil Größen etwas anderes sind als Mengen.

3 richtig. Es ist völlig egal, gegen welche Warenart der Schneider seinen Rock tauscht.