Wertform oder Tauschwert

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„Waren kommen zur Welt1 in der Form von Gebrauchswerten oder Warenkörpern, als Eisen, Leinwand, Weizen usw. Es ist dies ihre hausbackene Naturalform. Sie sind jedoch nur Waren, weil Doppeltes2, Gebrauchsgegenstände und zugleich Wertträger. Sie erscheinen daher nur als Waren oder besitzen nur die Form von Waren, sofern sie Doppelform besitzen3, Naturalform und Wertform4.“ S.62

1 Waren kommen nicht zur Welt, sondern werden von Menschen produziert/hergestellt.

2 Jede reale Menge besitzt eine Vielzahl von Eigenschaften, so auch jedes Produkt, was durch Menschen hergestellt wurde. Aus ökonomischer Sicht sind der Gebrauchswert, der Produktwert und der Tauschwert von Interesse.

3 Die Produkte menschlicher Tätigkeit werden dann zu Waren, wenn sie gegeneinander getauscht werden.

4 Was Marx unter Naturalform versteht, weiß ich nicht. Als Wertform bezeichnet er weiter unten, die Gleichung „x Ware A = y Ware B“, welche aber gegen das Kommensurabilitätsprinzip verstößt.

Die Wertgegenständlichkeit der Waren unterscheidet sich dadurch von der Wittib Hurtig, daß man nicht weiß, wo sie zu haben ist. Im graden Gegenteil zur sinnlich groben Gegenständlichkeit der Warenkörper geht kein Atom Naturstoff in ihre Wertgegenständlichkeit ein.

Ich weiß nicht, was Marx unter Wertgegenständlichkeit versteht. Gegenständlich sind reale Mengen, Eigenschaften und Größen sind dagegen etwas Ungegenständliches. Bsp.: Die Bewegung ist eine Eigenschaft und kein Gegenstand. Die Masse ist eine Eigenschaft und kein Gegenstand.

Man mag daher eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt unfaßbar als Wertding.

Das Wertding bleibt deshalb unfaßbar, weil der Wert kein Ding ist, sondern eine Eigenschaft, eine Größe (wie Heizwert, Brennwert, Gebrauchswert, Produktwert, Tauschwert) oder der Wert einer Größe (wie z.B. 50 km/h).

Erinnern wir uns jedoch, daß die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind1, daß ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist2, so versteht sich auch von selbst, daß sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann3. Wir gingen in der Tat vom Tauschwert oder Austauschverhältnis der Waren aus4, um ihrem darin versteckten Wert auf die Spur zu kommen. Wir müssen jetzt zu dieser Erscheinungsform des Wertes zurückkehren.

1 Es ist unklar, ob Marx den Begriff Arbeit hier als Tätigkeit oder als Größe verwendet. Das Wort Einheit deutet auf Größe hin, obwohl man den Begriff Einheit auch im Sinne einer Mengeneinheit verwenden kann. Eine Ware besitzt per se Gebrauchswert und Produktwert. Den Tauschwert bekommt sie, weil sie gegen eine andere Ware getauscht wird.

2 Den Gebrauchswert besitzt sie nur in Bezug zu einem Menschen. Ein Mensch ist aber noch keine Gesellschaft. Den Produktwert besitzt sie, weil sie ein Mensch hergestellt hat. Ein Mensch ist aber noch keine Gesellschaft. Den Tauschwert besitzt sie, weil ein anderer Mensch sein Produkt gegen die Ware tauscht. Zwei Menschen kann man bei guten Willen schon als eine Gesellschaft betrachten. Trotzdem bleiben Gebrauchswert und Produktwert rein individuelle Größen.

3 Sofern Marx hier vom Tauschwert redet, hätte er recht. Der Tauschwert von W1 erscheint nur im Austausch als Produktwert von W2: τ1=p2.

4 Marx ging davon aus, wir gehen vom Produktwert aus.

Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, daß die Waren eine mit den bunten Naturalformen ihrer Gebrauchswerte höchst frappant kontrastierende, gemeinsame Wertform besitzen – die Geldform.

Es bleibt ein Rätsel, was Marx unter Wertform versteht. Vielleicht die Form, in der sich der Wert einer Ware ausdrückt, und meint damit das Geld. Leider verstößt auch der Ansatz x War A = y Geld gegen das Kommensurabilität-Prinzip. Ich werde später darauf zurück kommen.

Hier gilt es jedoch zu leisten, was von der bürgerlichen Ökonomie nicht einmal versucht ward, nämlich die Genesis dieser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Waren enthaltenen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel.

Lauter Begriffe (Geldform, Wertverhältnis, Wertausdruck), die Marx nirgendwo klar definiert. So kann sich jeder das darunter das vorstellen, zu was seine Phantasie gerade in der Lage ist.

Das einfachste Wertverhältnis ist offenbar das Wertverhältnis einer Ware zu einzigen verschiedenartigen Ware, gleichgültig welcher. Das Wertverhältnis zweier Waren liefert daher den einfachsten Wertausdruck für eine Ware. |63|

Zunächst konstatieren wir eine Tautologie: „Ein Wertverhältnis ist ein Wertverhältnis“ – und diese Aussage von einem Mann, der andere auf das heftigste beschimpft, wenn sie in semantischen Redundanzen reden (siehe Seiten 83, 101, 116, 127, 226, 540, 557, 638 des 1. Bandes vom Kapital).