relative Wertform

Um herauszufinden, wie der einfache Wertausdruck einer Ware im Wertverhältnis zweier Waren steckt1, muß man letzteres zunächst ganz unabhängig von seiner quantitativen Seite betrachten. Man verfährt meist grade umgekehrt und sieht im Wertverhältnis2 nur die Proportion, worin bestimmte Quanta zweier Warensorten einander gleichgelten3. Man übersieht, daß die Größen verschiedener Dinge erst quantitativ vergleichbar werden nach ihrer Reduktion auf dieselbe Einheit4. Nur als Ausdrücke derselben Einheit sind sie gleichnamige, daher kommensurable Größen5.

1 Unter „einfachem Wertausdruck“ meint Marx die Gleichsetzung von x Ware A = y Ware B, welche, wie schon ausgeführt, gegen das Kommensurabilitätsprinzip verstößt.

2 Unter Verhältnis versteht man im mathematischen Sinn, den Quotienten zweier Größen, z.B. m1/m2. Das Verhältnis der Produktwerte zweier Warenmengen wäre dann p1/p2. Mit Proportion meint Marx ein Mengenverhältnis, z.B. 3 Brötchen zu 5 Kartoffeln. Das Kommensurabilitätsprinzip verbietet die Division von Mengen unterschiedlicher Einheit, so daß man 3 Brötchen nicht durch 5 Kartoffeln teilen kann.

3 „Gleichgelten“ impliziert, daß man nicht so recht weiß, welche Eigenschaften von zwei verschiedenen Warenmengen gleich sein soll. Wenn man 1 Liter Milch mit 1 Liter Bier vergleicht, weiß man: Aha, die Volumina beider Mengen sind gleich. Wenn man 500g Mehl mit 500g Salz vergleicht, weiß man: Aha, das Gewicht ist gleich. Marx sucht also noch nach jener Waren-Eigenschaft, die man überhaupt miteinander vergleichen kann.

4 Hat er im vorigen Satz noch nach der vergleichbaren Eigenschaft gesucht, beweist er in diesem Satz, daß das Prinip der Kommensurabilität kennt. Um die Bedeutung dieses Satzes zu veranschaulichen, will ich es mit einer physikalischen Größe erklären. Zwei Autos fahren gleich schnell. Das eine zeigt den Wert der Geschwindigkeit in Meilen pro Stunde an, das andere in Kilometer pro Stunde. Angenommen Auto A fährt 62 mph und Auto B fährt 100 km/h. Die beiden Werte der Geschwindigkeiten kann quantitativ (also zahlenmäßig) nicht miteinander vergleichen. Wenn man nur die Zahlenwerte miteinander vergleichen würde, wäre Auto A langsamer, weil 62<100, was aber dem objektiven Augenschein widerspricht, da beide Autos auf einer langen, geraden Straße gleich schnell nebeneinander her fahren. Man kann die Geschwindigkeitswerte also nur miteinander vergleichen, wenn beide in der gleichen Größeneinheit ausgedrückt werden. Dazu muß man entweder 62 mph in km/h umrechnen, oder 100 km/h in mph. Wir rechnen mph in km/h um und erhalten für 62 mph = 100 km/h. Erst können wir die Werte von v1 und v2 vergleichen und stellen fest, sie sind gleich groß: v1 = 62 mph = 100 km/h. Als Symbol für die Vergleichsoperation verwende ich mal das Fragezeichen (?). Der Ausdruck v1 ? v2 bedeute also die Fragestellung: Ist v1 größer, kleiner oder gleich v2? Als Ergebnis der Operation v1 ? v2 erhalten wir, nachdem wir die Werte der Geschwindigkeiten vergleichen: 100 km/h = 100 km/h “ v1 = v2.

5 Ich weiß es fällt schwer, aber man muß ganz genau zwischen Größe und Größenwert unterscheiden. Die Geschwindigkeit ist eine Größe, 100 km/h ist ein Wert der Geschwindigkeit, also ein Größenwert. Nur Größen der gleichen Art sind miteinander vergleichbar: Man kann z.B. die Geschwindigkeit nicht mit der Beschleunigung vergleichen. Der Satz lautet korrekterweise: Nu als Ausdrücke derselben Einheit sind Größenwerte kommensurabel. (siehe 4)

Die wenigen Ökonomen, die sich, wie S. Bailey, mit der Analyse der Wertform beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil sie Wertform und Wert verwechseln1, zweitens, weil sie, unter dem rohen Einfluß des praktischen Bürgers2, von vornherein ausschließlich die quantitative Bestimmtheit ins Auge fassen3. „Die Verfügung über die Quantität … macht den Wert.4 S Bailey: Money and its Vicissitudes, Lond. 1837, p.11

1 Übrigens verwechselt Marx genauso wie Bailey Wertform (x Ware A = y Ware B) mit Wert. Der Blinde schimpft mit dem Blinden, weil er ihm die Farben nicht erklären kann.

2 Ich weiß nicht, was Bailey unter „rohem Einfluß“ und „praktischen Bürger“ meint, vielleicht die Macht der Dummheit über das Wissen.

3+4 Ich weiß nicht, was Bailey mit „quantitativer Bestimmtheit“, „Verfügung über die Quantität“ und „Quantität“ meint.

4 Eine Quantität macht keinen Wert. Eine Quantität ist eine Zahl. Eine Zahl ist das Verhältnis von zwei Mengen der gleichen Einheit. Eine Herde Schafe dividiert durch das kleinste Element der Schafherde (=1 Schaf) ergebe 100. Durch die Division kürzen sich die Mengeneinheiten weg, so daß eine bedeutungslose Zahl übrig bleibt. Unter Wert kann man nun wiederum alles verstehen: Zahlenwert, Größenwert, Wertgrößen und selbst Mengen wie z.B. die Gebrauchsgegenstände, welche Marx als Gebrauchswerte bezeichnet. Wie uns das Kommensurabilitätsprinzip aber lehrt, sind Zahlenwerte inkommensurabel mit Größenwerten, Größenwerte inkommensurabel mit Wertgrößen, und Wertgrößen inkommensurabel mit Mengen.

Ob 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 20 oder = x Röcke, d.h., ob ein gegebenes Quantum Leinwand viele oder wenige Röcke wert ist, jede solche Proportion schließt stets ein, daß Leinwand und Röcke als Wertgrößen1 Ausdrücke derselben Einheit2, Dinge von derselben Natur sind3. Leinwand = Rock ist die Grundlage der Gleichung4.

1 Das ist der entscheidende Fehler: Leinwand und Röcke sind reale Mengen und können deshalb keine Größe sein.

2 Die Mengeneinheit von Leinwand ist Leinwand, die von Röcken der Rock. Wo bitte schön sind das dieselben Einheiten? Marx hat es noch nicht geschafft, zwischen Mengen- und Größeneinheit zu unterscheiden.

3 Ein Rock besteht vielleicht aus Leinwand, so daß deren stoffliche Grundlage vielleicht dieselbe Natur hat.

4 Was ist das Gleiche zwischen Rock und Leinwand? Mengen unterschiedlicher Einheit sind inkommensurabel und können somit auch nicht gleich sein.

Aber die zwei qualitativ gleichgesetzten Waren spielen nicht dieselbe Rolle. Nur der Wert der Leinwand wird ausgedrückt. Und wie? Durch ihre Beziehung auf den Rock als ihr „Äquivalent“ oder mit ihr „Austauschbares“. In diesem Verhältnis gilt der Rock als Existenzform von Wert, als Wertding, denn nur als solches ist er dasselbe wie die Leinwand. Andrerseits kommt das eigne Wertsein der Leinwand zum Vorschein oder erhält einen selbständigen Ausdruck, denn nur als Wert ist sie auf den Rock als Gleichwertiges oder mit ihr Austauschbares bezüglich.

Marx will pardou seine Werttheorie retten, die nicht zu retten ist, weil sie gegen das Kommensurabilitätsprinzp verstößt. Die Widersprüche in seinem Hin und Her habe ich bereits weiter oben dargelegt.

So ist die Buttersäure ein vom Propylformat verschiedner Körper. Beide bestehn jedoch aus denselben chemischen Substanzen – Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O), und zwar in gleicher prozentiger Zusammensetzung, |65| nämlich C4H8O2. Würde nun der Buttersäure das Propylformat gleichgesetzt1, so gälte in diesem Verhältnis erstens das Propylformat bloß als Existenzform von C4H8O2 und zweitens wäre gesagt, daß auch die Buttersäure aus C4H8O2 besteht. Durch die Gleichsetzung des Propylformats mit der Buttersäure wäre also ihre chemische Substanz im Unterschied von ihrer Körperform ausgedrückt.2

1 Aufpassen: Von unterschiedlichen Mengen kann man nur die Größen gleicher Art miteinander vergleichen, also z.B. die Anzahl von Kohlenstoffatomen pro Molekül zwischen der Buttersäure und dem Propylformat der Carbonsäure (was Marx geschickterweise wegläßt, siehe 2)

2 Marx begreift nicht, daß die Vergleichbarkeit kommensurabler Größen (hier z.B. die Anzahl der Kohlenstoffatome pro Molekül) nicht auf die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Menge ausgedehnt werden kann. Außerdem sind „Anzahl der chemischen Elemente pro Molekül“ und „Körperform des Moleküls“ unterschiedliche (und damit inkommensurable) Eigenschaften der Menge C4H8O2. Man kann die sterische Konfiguration von Molekülen nicht durch die Anzahl der Elemente pro Molekül ausdrücken, das geht nicht. Buttersäure ist CH3-CH2-CH2-COOH. Als Propylgruppe wird in der Chemie die Strukturform CH3-CH2-CH2-R (mit der Summenformel C3H7-R) verstanden. Wenn natürlich R- = -COOH ist, was es sein muß, wenn die vorher festgelegte Summenformel C4H8O2 erreicht werden soll, ist das Propylformat der Carbonsäure natürlich das Gleiche wie Buttersäure. Marx Wortspielerein beweisen nur, daß man ein und dieselbe Sache unterschiedlich benennen kann.

Sagen wir: als Werte sind die Waren bloße Gallerten menschlicher Arbeit1, so reduziert unsre Analyse dieselben auf die Wertabstraktion2, gibt ihnen aber keine von ihren Naturalformen verschiedene Wertform3. Anders im Wertverhältnis einer Ware zur andern.4 Ihr Wertcharakter tritt hier hervor durch ihre eigne Beziehung zu der andern Ware.5

1 Waren sind keine Werte, sondern sie haben Eigenschaften, deren Größen wiederum einen Wert haben.

2 Von der Menge zur Eigenschaft und weiter zur Größe ist eine fortschreitende Abstraktion. Wenn man sich nur für die Geschwindigkeit eines Autos interessiert, bleiben alle anderen Eigenschaften unbeachtet. Trotzdem wird eine vollständige Beschreibung aller Eigenschaften niemals ein reales Auto ergeben. Das ist eben der Unterschied zwischen Realität und Beschreibung. Jede Beschreibung ist nur ein Abbild der Realität und nicht die Realität selber, genauso wenig wie ein Landschaftsbild oder –foto die Landschaft selber ist.

3 Was ist eine Naturalform? Eine Form ist die die spezifische Verwirklichung von Sachverhalten der objektiven Realität oder Eigenschaften. Unter Wertform versteht Marx die Gleichsetzung x Ware A = y Ware B, die aber der Inkommensurabilität von Mengen unterschiedlicher Einheit widerspricht.

4 Unter Wertverhältnis versteht Marx das Gleiche wie unter Wertform: den Irrtum x Ware A = y Ware B.

5 Falls Marx mit Wertcharakter, die Eigenschaft Tauschwert zu haben, meint, hätte er recht. Die Tauschwerte der Waren treten nur in der gegenseitigen Beziehung zum Produktwert der anderen Ware hervor: τ1=p2 und τ2=p1.

Indem z.B. der Rock als Wertding der Leinwand gleichgesetzt wird1, wird die in ihm steckende Arbeit der in ihr steckenden Arbeit gleichgesetzt2.

1 Nicht der Rock wird gleich Leinwand gesetzt, sondern pRock = pLeinwand.

2 Wenn Marx statt „Arbeit“ Arbeitszeit geschrieben hätte, wäre der zweite Teilsatz richtig gewesen.

Nun ist zwar die Schneiderei, die den Rock macht, eine von der Weberei, die die Leinwand macht, verschiedenartiger konkrete Arbeit. Aber die Gleichsetzung mit der Weberei reduziert die Schneiderei tatsächlich auf das in beiden Arbeiten wirklich Gleiche, auf ihren gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeit1.

1 Und die gemeinsame Eigenschaft (Charakter) der menschlichen Arbeit ist die Arbeitszeit.

Auf diesem Umweg ist dann gesagt, daß auch die Weberei, sofern sie Wert webt, keine Unterscheidungsmerkmale von der Schneiderei besitzt1, also abstrakt menschliche Arbeit2 ist. Nur der Äquivalenzausdruck verschiedenartiger Waren3 bringt den spezifischen Charakter der wertbildenden Arbeit zum Vorschein4, indem er die in den verschiedenartigen Waren steckenden, verschiedenartigen Arbeiten tatsächlich auf ihr Gemeinsames reduziert, auf menschliche Arbeit überhaupt5.

1 Das ist der Vorteil von Größen, daß sie keine Unterscheidungsmerkmale mehr besitzen. Anhand des Geschwindigkeitswertes in Höhe von 60 km/h kann ich nicht mehr sagen, ob es ein Auto oder ein Motorrad war.

2 Marx meint den Produktwert, und der drückt die zur Herstellung menschliche Arbeitszeit aus.

3 Verschiedenartige Waren können nicht äquivalent sein, nur deren gleichartige Eigenschaften können unter Umständen gleichwertig sein.

4 Der Produktwert kommt zu „Vorschein“, wenn ich die zur Herstellung notwendigen Arbeitszeiten messe.

5 siehe 2

Anfang Einschub ———————————————————————————————————————————————————-

{Note zur 2. Ausgabe. Einer der ersten Ökonomen, der nach William Petty die Natur des Werts durchschaut hat, der berühmte Franklin, sagt: „Da der Handel überhaupt nichts ist als der Austausch einer Arbeit gegen andre Arbeit1, wird der Wert aller Dinge am richtigsten geschätzt in Arbeit.2“ The Works of B. Franklin etc., edited by Sparks, Boston 1836, v. II, p .267. Franklin ist sich nicht bewußt, daß, indem er den Wert aller Dinge „in Arbeit“ schätzt, er von der Verschiedenheit der ausgetauschten Arbeiten abstrahiert3 – und sie so auf gleiche menschliche Arbeit reduziert4. Was er nicht weiß, sagt er jedoch. Er spricht erst von „der einen Arbeit“, dann „von der andren Arbeit“, schließlich von „Arbeit“ ohne weitere Bezeichnung als Substanz5 des Werts6 aller Dinge.}

1 Man kann nicht Arbeit gegen Arbeit tauschen, sondern nur Produkt gegen Produkt. Die Dienstleistungsfanatiker werden nun aufspringen und behaupten, daß man Haareschneiden gegen Schuheputzen tauschen kann. Was läuft aber beim genauen hinschauen ab? Der Frisör schneide A die Haare. Er verändert damit im Wesentlichen die Form des A. A putzt daraufhin dem Frisör die Schuhe. Auch das Schuheputzen verändert das Aussehen der Schuhe. Es bleibt aber festzustellen, daß weder die Haare des A noch die Schuhe des Frisörs den Eigentümer gewechselt haben, was wir im Allgemeinen unter Austausch verstehen.

2 Ich nehme an, daß Franklin den Produktwert meint. Dieser kann durch die Messung der zur Herstellung notwendigen Arbeitszeit eines Produktes bestimmt werden.

3 Das ist eine Unterstellung, die Marx nicht beweisen kann.

4 Die „gleiche menschliche Arbeit“ gibt es nicht.

5 Arbeit ist keine Substanz, sondern eine Tätigkeit.

6 Franklin ist sich, genauso wie Marx, nicht über den Unterschied zwischen Arbeit und Arbeitszeit im Klaren. Arbeit ist eine Tätigkeit, Arbeitszeit jene Zeit, in der ein Mensch arbeitet. Außerdem differenziert er nicht zwischen Produkt-, Gebrauchs- und Tauschwert.

————————————————————————————————————————————————————- Ende Einschub

Es genügt indes nicht, den spezifischen Charakter der Arbeit auszudrücken, woraus der Wert der Leinwand besteht1. Menschliche Arbeitskraft im flüssigen Zustand oder menschliche Arbeit bildet Wert, aber ist nicht Wert2. Sie wird Wert in geronnenem Zustand, in gegenständlicher Form3. Um den Leinwandwert als Gallerte menschlicher Arbeit auszudrücken, |66| muß er als eine „Gegenständlichkeit“ ausgedrückt werden4, welche von der Leinwand selbst dinglich verschieden und ihr zugleich mit andrer Ware gemeinsam ist5. Die Aufgabe ist bereits gelöst.6

1 Der spezifische Charakter der Arbeit, ob es sich also um die Arbeit eines Tischlers, Bauern oder Architekten handelt, kann nicht in einer einzigen Größe ausgedrückt werden.

2 Hier hat Marx vollkommen recht: durch die Arbeit eines Menschen wird der Produktwert gebildet. Die Arbeit selber kann aber nicht der Produktwert sein, weil der Produktwert eine Größe ist und die Arbeit eine Tätigkeit.

3 Die zur Herstellung benötigte Arbeitszeit manifestiert sich im Produktwert des Gegenstandes.

4 Mit Leinwandwert meint Marx den Produktwert eines Stück Leinwandes. Der Produktwert ist aber eine Größe und kein Gegenstand. Mit Größen werden die Eigenschaften eines Gegenstandes beschrieben, sind aber nicht der Gegenstand selber.

5 Ich würde sagen, eine Größe ist eine andere Kategorie als ein Ding. Ein Ding ist eine reale Menge in einer bestimmten Form. Eine Größe beschreibt eine Eigenschaften des Dings und ist somit etwas anderes als das Ding selber. Jede Ware hat einen Produktwert, weil zur Herstellung des Produktes menschliche Arbeitszeit aufgewendet werden mußte. Dies gilt für allen Waren, so daß das die gemeinsame Eigenschaft aller Waren ist.

6 Die Formulierung des Produktwertes und seine Unterscheidung vom Gebrauchs- und Tauschwert hatte Marx eben nicht gelöst.

Im Wertverhältnis der Leinwand gilt der Rock als ihr qualitativ Gleiches, als Ding von derselben Natur, weil er ein Wert ist.1 Er gilt hier daher als ein Ding, worin Wert erscheint oder welches in seiner handgreiflichen Naturalform Wert darstellt. Nun ist zwar der Rock, der Körper der Rockware, ein bloßer Gebrauchswert.3 Ein Rock drückt ebensowenig Wert aus als das erstbeste Stück Leinwand.4 Dies beweist nur, daß er innerhalb des Wertverhältnisses zur Leinwand mehr bedeutet als außerhalb desselben5, wie so mancher Mensch innerhalb eines galonierten Rockes mehr bedeutet als außerhalb desselben.6

1 Ein Wertverhältnis ist irgendeine Beziehung zwischen den Werten einer Größe. Die Geschwindigkeit eines Autos steht in irgendeinem Verhältnis (größer, kleiner oder gleich) zur Geschwindigkeit eines Motorrades. Ein Rock ist aber eine reale Menge und hat im allgemeinen nicht die gleichen Eigenschaften wie ein Stück Leinwand. Zwischen unterschiedlichen Mengeneinheiten (Leinwand und Rock) sind nur Größen der gleichen Art vergleichbar: also deren Gewichte, Farben, oder eben deren Produktwerte. Der Rock ist aber nicht „ein Wert“ sondern er hat einen Produktwert, einen Gebrauchswert – und wenn er gegen die Leinwand getauscht wird, auch einen Tauschwert.

2 siehe 1

3 Der Rock ist nicht der Körper der „Rockware“, sondern er wird zur Ware, wenn er gegen ein anderes Produkt getauscht wird. Ein Rock ist außerdem kein Gebrauchswert, weil ein Rock eine reale Menge ist und der Gebrauchswert eine Größe. Ein Rock hat somit einen Gebrauchswert.

4 Richtig, ein Rock kann keinen Wert ausdrücken, er kann ihn nur haben – und Werte von Größen (also z.B. der Wert des Produktwertes) wird durch eine bestimmte Menge menschliche Arbeitszeit ausgedrückt, z.B.1 Stunde.

5 Das ist eine falsche Schlußfolgerung, außerdem verwechselt Marx Produktwert, Gebrauchswert und Tauschwert. Angenommen, aus 1 Quadratmeter Leinwand werde 1 Rock hergestellt. In 1m² Leinwand mögen 30 min Arbeitszeit stecken. Zur Herstellung des Rockes werden nochmal 30 min Arbeitszeit benötigt. Zur Vereinfachung lassen wir andere Phänomene völlig außer acht und addieren einfach die beiden Arbeitszeiten. Der Rock hat dann einen Produktwert von 1h. Logisch, daß der Rock einen größeren Produktwert hat, als die zu seiner Herstellung erforderlichen Ausgangsmaterialien. Er hat auch einen anderen Gebrauchswert als die Leinwand, d.h. der Rock befriedigt andere Bedürfnisse als die Leinwand.

6 Klar scheint Marx mit dieser Polemik recht zu haben, aber der Produktwert ist etwas anderes als die „Bedeutung eines Menschen“. Man müßte genauer untersuchen, was man unter „Bedeutung eines Menschen“ versteht und wie sich diese Bedeutung in Größen ausdrücken lassen könnte. Das dürfte aber eher in den Bereich der Psychologie fallen, die ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen möchte.

In der Produktion des Rockes ist tatsächlich, unter der Form der Schneiderei, menschliche Arbeitskraft verausgabt worden. Es ist also menschliche Arbeit in ihm aufgehäuft.1 Nach dieser Seite hin ist der Rock „Träger von Wert“, obgleich diese seine Eigenschaft selbst durch seine größte Fadenscheinigkeit nicht durchblickt.2 Und im Wertverhältnis der Leinwand gilt er nur nach dieser Seite, daher als verkörperter Wert, als Wertkörper.3 Trotz seiner zugeknöpften Erscheinung hat die Leinwand in ihm die stammverwandte schöne Wertseele erkannt.4 Der Rock kann ihr gegenüber jedoch nicht Wert darstellen, ohne daß für sie gleichzeitig der Wert die Form eines Rockes annimmt. So kann sich das Individuum A nicht zum Individuum B als einer Majestät verhalten, ohne daß für A die Majestät zugleich die Leibesgestalt von B annimmt und daher Gesichtszüge, Haare und manches andre noch mit dem jedesmaligen Landesvater wechselt.5

1 Marx hat Recht, aber er verkennt, daß es sich beim Produktwert um die Arbeitszeit handelt – und nicht um die Arbeitskraft. Arbeit (hier im Sinne einer Tätigkeit) ist wiederum etwas anderes als Arbeitskraft, unter der man sowohl eine Größe als auch einen arbeitenden Menschen verstehen kann, was wiederum auch völlig verschiedene Kategorien sind.

2 Ja, der Rock ist Träger von Produktwert – und diese Eigenschaft sieht man ihm nicht an, so wie man auch die Zeit nicht sehen kann.

3 Der Rock hat einen Produktwert, unabhängig davon ob dieser Produktwert mit dem Produktwert der Leinwand verglichen wird.

4 Nicht die Leinwand erkennt den Produktwert des Rockes, sondern der Mensch. Nur dieser kann den Produktwert des Rockes mit dem Produktwert der Leinwand vergleichen.

5 sinnloses Palaver

Im Wertverhältnis, worin der Rock das Äquivalent der Leinwand bildet1, gilt also die Rockform2 als Wertform3. Der Wert der Ware Leinwand wird daher ausgedrückt im Körper der Ware Rock4, der Wert einer Ware im Gebrauchswert der anderen5. Als Gebrauchswert ist die Leinwand ein vom Rock sinnlich verschiedenes Ding6, als Wert ist sie „Rockgleiches“ und sieht daher aus wie ein Rock.7 So erhält sie eine von ihrer Naturalform verschiedene Wertform.8 Ihr Wertsein erscheint in ihrer Gleichheit mit dem Rock wie die Schafsnatur des Christen in seiner Gleichheit mit dem Lamm Gottes.9

1 Ein Wertverhältnis ist irgendeine Beziehung zwischen den Werten einer Größe. Betrachten wir z.B. des Gewicht des Rockes und das Gewicht der Leinwand. Nehmen wir an, der Rock wiegt 500 Gramm und ein Stück Leinwand wiegt auch 500 Gramm. In diesem konkreten Fall sind die beiden Werte der Größen m1Rock und mLeinwand gleich, also äquivalent. Nicht der Rock ist das Äquivalent der Leinwand, sondern sein Gewicht ist gleich dem Gewicht der Leinwand.

2 Der Rock hat eine Form, aber diese Form hat überhaupt nichts mit der Wertform zu tun, die, wie ich weiter oben bereist nachgewiesen habe, falsch ist und gegen das Kommensurabilitätsprinzip verstößt.

3 Unter Wertform versteht Marx die Gleichsetzung von x Ware A = y Ware B, die gegen das Kommensurabilitätsprinzip verstößt.

4 Der Produktwert ist eine Größe, die nicht durch eine reale Menge ausgedrückt werden kann. Die Geschwindigkeit kann nicht durch y Motorräder ausgedrückt werden.

5 Marx meint mit Wert einer Ware, den Produktwert der Ware, der aber wiederum nicht mit dem Gerbauchswert der Ware vergleichbar ist. Produktwert und Gebrauchswert sind inkommensurable Größen, wie Masse und Temperatur.

6 Marx verwendet den Begriff Gebrauchswert hier im Sinne eines Gegenstandes mit Gebrauchswert. Rock und Leinwand sind korrekterweise verschiedene Dinge.

7 Die Leinwand als reale Menge kann aber nicht gleichzeitig eine Größe sein. Außerdem sieht ein Rock doch irgendwie anders aus als ein Stück Leinwand.

8 Unter Naturalform würde ich die Form einer Leinwand verstehen: lang, breit, fest, derb, seidig, … Diese Eigenschaften sind aber etwas völlig anderes als die Gleichsetzung von x Ware A = y Ware B, was Marx auch als Wertform bezeichnet. Marx schließt von der sprachlichen Gleichheit (Form) auf die Gleichheit von Bedeutungen, was jedoch völlig abwegig ist.

9 sinnloses Palaver

Man sieht, alles, was uns die Analyse des Warenwerts vorher sagte, sagt die Leinwand selbst, sobald sie in Umgang mit andrer Ware, dem Rock, tritt1. Nur verrät sie ihre Gedanken in der ihr allein geläufigen Sprache, der Warensprache2. Um zu sagen, daß die Arbeit in der abstrakten Eigenschaft menschlicher Arbeit ihren eignen Wert bildet3, sagt sie, daß der Rock, soweit er ihr gleichgilt, also Wert ist, aus derselben Arbeit besteht |67| wie die Leinwand4. Um zu sagen, daß ihre sublime Wertgegenständlichkeit von ihrem steifleinenen Körper verschieden ist, sagt sie, daß Wert aussieht wie ein Rock und daher sie selbst als Wertding dem Rock gleicht wie ein Ei dem andern5. Nebenbei bemerkt, hat auch die Warensprache, außer dem Hebräischen, noch viele andre mehr oder minder korrekte Mundarten. Das deutsche „Wertsein“ drückt z.B. minder schlagend aus als das romanische Zeitwort valere, valer, valoir, daß Gleichsetzung der Ware B mit der Ware der eigne Wertausdruck der Ware A ist.6 Paris vaut bien une messe! Zu deutsch: „Paris ist eine Messe wert!“7

1 Die Marxsche Analyse des Warenwertes war falsch (siehe oben) und die Leinwand selber kann gar nichts sagen, weil sie ein unbelebter Gegenstand ist. Außerdem pflegt eine Leinwand keinen umgang mit irgendetwas anderem, sondern nur der Mensch.

2 Die Leinwand verfügt über keinerlei Sprache, auch nicht über eine sogenannte Warensprache.

3 Es ist durchaus richtig, daß die menschliche Tätigkeit namens Arbeit den Produktwert bildet.

4 Der Rock besteht nicht aus derselben Arbeit, wie die Leinwand. Schneidern ist eine andere Tätigkeit als Weben. Der Produktwert des Rockes kann, muß aber nicht genauso groß sein, wie der der Leinwand. Fakt ist aber, man kann den Produktwert der Leinwand mit dem des Rockes vergleichen: pRock </>/= pLeinwand? (Lies: Ist der Produktwert des Rockes kleiner, größer oder gleich dem Produktwert der Leinwand?)

5 Mit der Verschiedenheit von ´Wertgegenständlichkeit´ und ´Körper´ meint Marx den kategorischen Unterschied zwischen realer Menge und Eigenschaft. Der Produktwert als Größe hat aber kein Aussehen, genauso wie die Geschwindigkeit eines Autos kein Aussehen hat. Obwohl Eigenschaften gleicher Art miteinander vergleichbar sind (z.B. Gewicht des Rocks mit dem Gewicht der Leinwand) sind Rock und Leinwand etwas Verschiedenes und können sich deshalb nicht gleichen, wie ein Ei dem anderen.

6 Das deutsche ´Wertsein´ drückt eher Wert haben aus. Der Rock hat einen Produktwert, die Leinwand hat einen Produktwert, das Auto hat eine Geschwindigkeit, …

7 „… ist eine Messe wert“ wird hier in dem Sinne gebraucht, daß der Pfarrer mit einer Messe ein Bedürfnis eines oder mehrerer Menschen befriedigt, also im Sinne von ´hat einen Gebrauchswert´.

Vermittelst des Wertverhältnisses wird also die Naturalform der Ware B zur Wertform der Ware A oder der Körper der Ware B zum Wertspiegel der Ware A.1 Indem sich die Ware A auf die Ware B als Wertkörper bezieht, als Materiatur menschlicher Arbeit, macht sie den Gebrauchswert B zum Material ihres eigenen Wertausdrucks.2 Der Wert der Ware A, so ausgedrückt im Gebrauchswert der Ware B, besitzt die Form des relativen Werts.3

1 Das Wertverhältnis (von Marx auch Wertausdruck, … genannt) ist falsch (siehe oben). Marx meint hier, daß der Produktwert von WA zum Tauschwert von WB wird.

2 Leider hat Marx nicht zwischen den 3 ökonomischen Wertgrößen Produktwert, Gebrauchswert und Tauschwert unterschieden, so daß dieser Kuddelmuddel rausgekommen ist. Der Tauschwert von WA bezieht sich auf den Produktwert von WB1 = p2), wobei der Produktwert von WB eine Eigenschaft der menschlichen Arbeit ist. Der Gebrauchswert von WB hat aber nichts mit dem Produktwert von WA zu tun und auch nichts mit dem Tauschwert von WA. Der Gebrauchswert von WB hat ausschließlich damit etwas zu tun, ob WB die Fähigkeit hat, ein menschliches Bedürfnis zu befriedigen. Zu den tensoriellen Eigenschaften von g komme ich später noch.

3 Es ist unklar, was Marx mit „Wert der Ware A“ meint: den Produktwert, den Tauschwert oder den Gebrauchswert von WA? Produktwert und Tauschwert von WA können aber nicht mit dem Gebrauchswert von WB ausgedrückt werden. Produktwert und Tauschwert sind mit dem Gebrauchswert nicht kommensurabel. Der Gebrauchswert von WA hat auch nichts mit dem Gebrauchswert von WB zu tun. Es existiert kein funktionaler Zusammenhang der Art gW1 = f(gW2). Relationen gibt es nur zwischen Größen der gleichen Art. Das Gewicht einer realen Menge kann man nur als Vielfaches zum Gewicht einer anderen realen Menge angeben: m1 = z * m2. Produktwert und Gebrauchswert sind nicht von der gleichen Art, so daß zwischen p und g auch keine Relation, keine relative Form bestehen kann.