Die Physiokraten

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„Den Physiokraten kann man nicht zum Vorwurf machen, daß sie, wie all ihre Nachfolger, die gegenständlichen Daseinsweisen des Kapitals, wie Instrumente, Rohstoffe etc., getrennt von den gesellschaftlichen Bedingungen, worin sie in der kapitalistischen Produktion erscheinen, kurz, in der Form, worin sie Elemente des Arbeitsprozesses überhaupt sind, unabhängig von seiner gesellschaftlichen Form, als Kapital auffassen und damit die kapitalistische Form der Produktion zu einer ewigen Naturform derselben machen. … Es war ihr großes Verdienst, daß sie diese Formen als physiologische Form der Gesellschaft auffaßten: als aus der Naturnotwendigkeit der Produktion selbst hervorgehende Formen, die von Willen, Politik usw. unabhängig sind.“ KM in MEW 26.1,S.12

Interpretation: Die Physiokraten fassen den Arbeitsprozeß (also die Produktion materieller Güter zur Befriedigung individueller und gesellschaftlicher Bedürfnisse) als eine physiologische Form der Gesellschaft auf. Die Physiologie ist in der heutigen Zeit (2018) eine Wissenschaftsdisziplin, die sich mit den Lebensvorgängen in den Zellen, Geweben und Organen aller Lebewesen beschäftigt. Sie bezieht das Zusammenwirken aller physikalischen, chemischen und biochemischen Vorgänge im gesamten Organismus in ihre Betrachtung ein. Die Physiologie ist also eine Lehre vom Stoffwechsel eines Organismus. Diese biologische Bedeutung des Begriffes kann man auf die ökonomischen Anschauungen der Physiokraten übertragen. Für die Physiokraten war die Produktion, Konsumtion und Akkumulation von materiellen Gütern ein Stoffwechsel der menschlichen Gesellschaft mit der Natur.

„Grundlage für die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise ist, daß das Arbeitsvermögen (als die den Arbeitern gehörende Ware) dem Kapital (Geld- und Warenkapital), das unabhängig von den Arbeitern existiert, gegenübertritt.“ KM in MEW 26.1, S.13

Das Arbeitsvermögen ist keine Ware! (siehe Artikel Arbeitskraft im Lexoekon, Abschnitt „Ist die Arbeitskraft eine Ware?“